Luise und Lotte

"Das doppelte Flottchen"

geboren am 25.10.2021

Wie sollen wir über Luise schreiben, ohne über Lotte zu schreiben, wie über Lotte, ohne von Luise zu berichten? Denn diese beiden Mäuse sind nur im Doppelpack zu kriegen und das von Anfang an! Schon der Tag ihrer Geburt war unvergesslich: Flotte hatte gerade erst das kleine Lottchen, das völlig verdreht im Mutterleib gelegen hatte, mit großer Hilfe zur Welt gebracht. Während Helen dabei war, den Jungviehstall auszumisten und Flotte bereits auf dem Weg in den Melkstand war, hörte sie plötzlich Steffis Vater rufen: ”Halt! Da kommt noch was!” Zurück in die Abkalbebox und Hilfe geleistet, denn was da kam, war die kleine Luise. Selten hatte Helen ein Kalb gesehen, bei dem sie so große Angst um dessen Überleben hatte. Fast bewegungslos und kaum atmend lag es da am Boden und ließ nicht viel Hoffnung. Steffi hatte zum Glück sofort die rettende Idee. Sie legte dem neugeborenen Kalb Heu auf den Hals. Denn Flotte sollte den Kopf und Hals des Kleinen abschlecken, um dessen Blutkreislauf anzuregen. Der Plan gelang und Lieschen lebte! Die Kälber hatten damals immer getrennte Boxen: Ein Kalb pro Box, sonst wird das Füttern schwer und die Ansteckungsgefahr groß! Ihr ahnt schon, wem das egal war. Lotte bekam eine größere Box, damit sie die Sehnen ihrer Hinterbeine, die aufgrund der Schieflage in der Gebärmutter etwas verkürzt waren, trainieren konnte. Nach wenigen Tagen dröhnte ein unglaublicher Krach aus dem Kälberstall. Luise und Lotte standen plötzlich zu zweit in Luises kleiner Einzelbox und gaben uns zu Verstehen, dass DAS nun wirklich zu eng war. Während wir versuchten, Lotte zurück in ihre eigene Box zu führen, sprang diese dennoch immer wieder zurück zu ihrer Schwester und der Fall war klar: Die Ein-Kalb-pro-Box-Regel sollte und musste nun endlich gebrochen werden. Denn Lotte hatte beschlossen, dass sie fortan jede Minute an der Seite ihrer kleinen Schwester verbringen wollte. Seit diesem Tag sind die beiden unzertrennlich. Bedenken wie, man könne Kälber in derselben Box mit Milcheimern schlecht füttern (falsch, man muss sie nur exakt gleichzeitig füttern) oder Kälber würden sich gegenseitig mit Krankheiten anstecken (Lotte hatte mit ein paar Wochen starken Durchfall, Luises Immunsystem blieb davon aber unbeeindruckt), räumten die beiden problemlos aus dem Weg. Die kleine Luise, die Anfang so schwächlich zu sein schien, tat sich schon bald mit beharrlicher Dreistigkeit und Mut hervor und blökt bis heute über den ganzen Hof, wenn sie der Meinung ist, dass da beim Futter nun wirklich nur noch das langweilige übrig ist oder dass sie trotzdem auf die Weide will, auch wenn es aus Kübeln regnet oder dass es einfach nicht ok ist, wenn hier irgendjemand vor ihr gefüttert wird oder… wenn ihr einfach gerade langweilig ist. Eine vorlaute Luise wie beim doppelten Lottchen von Erich Kästner - alles richtig gemacht bei der Namensgebung. Lottchen ist von ihrer leichten Erkrankung in frühen Kälbchentagen nur geblieben, dass sie ihrer kleinen Schwester nun nicht nur an Größenwahn, sondern auch an physischer Größe leicht unterlegen ist. Trotzdem hängen die beiden aneinander wie Pech und Schwefel. Auch beim Gang auf die Weide oder nach Hause gilt: Kriegst du die eine, kriegst du die andere. Hat aber die eine keine Lust, naja …

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